"Ägeri-Tram"

Elektrische Strassenbahnen im Kanton Zug (ESZ)

Zug-Ägeri 1913-1955 

Geschichte

Um das Zuger Berggebiet zu erschliessen wurden mehrere Autobuslinien ausgehend vom Bahnhof Zug eröffnet. Die noch sehr primitiven Busse (Orion Automobile) konnten jedoch den anspruchsvollen Liniendienst mit den starken Steigungen nicht bewältigen und so passierte hier vorerst das Gegenteil vom Üblichen, der Bus musste einer Überland-Strassenbahn weichen. Es wurden zwei Linien erstellt, die eine von Zug SBB nach Oberägeri, die andere von Zug SBB über Baar SBB nach Menzingen.

Die Gleise lagen grösstenteils in den vorhandenen Strassen. In den Dörfern wurden schöne Stationsgebäude erstellt, welche zum Teil bis heute erhalten blieben. Die Bahn diente jahrelang den Pendlern und Ausflüglern bestens und die Frequenzen nahmen von Jahr zu Jahr zu. Die Spinnereien in Neuägeri und Unterägeri sorgten zudem für ein solides Frachtaufkommen. Leider war ihr Platz auf den Strassen der Falsche und so musste die Bahn nach mehreren Jahren mit Pro- und Kontra Gutachten 1953 und 1955 wieder dem Bus den Vortritt lassen.

Streckenführung

Ausgangspunkt der ESZ in Zug war eigentlich der Kolinplatz, denn die Gleise vom Bahnhof SBB bis zum Kolinplatz gehörten der Zuger Berg- und Strassenbahn ZBB und wurden von der ESZ mitbenutzt. Immer in der Steigung verliess die Oberägeri-Strecke das Stadtgebiet und erreichte den Talacker wo die Strecke von Baar her einmündete. Über den imposanten Lorzentobelbrücke kam man nach Nidfurren mit der Abzweigung nach Menzingen. Immer noch leicht steigend ging es nach Unterägeri und dann dem Ägerisee entlang bis nach Oberägeri. Ausser der Lorzentobelbrücke waren keine Kunstbauten vorhanden.

Die Fahrzeit vom Kolinplatz nach Oberägeri betrug 60 Minuten.

Die zweite Linie begann in Zug beim Postplatz und befuhr die Hauptstrasse bis Baar. Dabei kam sie zwischen Zug und Baar beim ESZ-Depot vorbei. Anschliessend begann es auch hier zu steigen und auf gewundener Strasse wurde beim Talacker die Linie nach Oberägeri erreicht. Gemeinsam mit den Aegeri-Zügen wurde nun das Gleis bis Nidfurren benützt. Hier zweigte die Menzinger Strecke links ab und weiterhin in starker Steigung erreichte der Zug die Endstation Menzingen. Es waren keine nennenswerten Kunstbauten vorhanden.

Die Fahrzeit von Zug SBB nach Baar SBB betrug 15 Minuten
Die Fahrzeit von Baar SBB nach Menzingen betrug 43 Minuten

Was blieb erhalten

Von der Strassenbahn gibt es ausser einigen Stationsgebäuden (Menzingen und Oberägeri) und dem Lorzentobel-Viadukt keine Zeugen mehr. Ein Triebwagen der ESZ, im Volksmund «der Elefant» genannt, welcher nach der Betriebseinstellung 1955 der Linie Zug – Oberägeri zur OJB kam, konnte vom Orion-Club 1993 nach Zug zurückgeholt werden. Er wurde anschliessend mustergültig renoviert und in seinen Ursprungszustand zurückversetzt. Seinen Platz hat er im Zuger Depot Technik Geschichte im Museum Zeughaus in Neuheim gefunden.

Betriebsaufnahme der Strecken

Zug – Oberägeri                             9. September 1913
Zug – Baar – Talacker                 9. September 1913
Nidfurren – Menzingen              9. September 1913

Betriebseinstellung der Strecken

Zug – Baar – Talacker                 16. Mai 1953
Nidfurren – Menzingen              16. Mai 1953
Zug – Oberägeri                             21. Mai 1955

Stationen und Haltestellen der Strecke Zug Oberägeri

Zug Bahnhof SBB – Bundesplatz – Postplatz – Rütli – Weinberg – Talacker – Tobelbrücke – Nidfurren – Neuägeri – Neuägeri Post – Rössli – Innere Spinnerei – Unterägeri Station – Schiff- Schulsanatorium – Mittenägeri – Oberägeri Gerbe – Unterdorf – Löwen – Oberägeri Station

Quellennachweis
Elektrische Strassenbahnen im Kanton Zug, Sandro Sigrist, Prellbock Verlag
Die bessere Verbindung von Berg und Tal, Jgnaz Civelli, Zürcher Verlag
Eingestellte Bahnen www.eingestellte-bahnen.ch